Camelot for Excaliburs

Milwaukee company repairs, restores classy Brooks Stevens cars
Milwaukee Journal Sentinel, 11. November 2004

Von Tom Daykin und Alice Preston
(Übersetzung von Otto Strasser)

Anmerkung des Übersetzers: Ich finde diesen Artikel übersetzenswert, da Tom Daykin sowohl die trockene, konservative Haltung Brook Stevens als auch die ungezwungene, gradlinige, manchmal bursch-ikose Art von Alice Preston mit treffenden Worten charakterisiert. Bleibt nur zu hoffen, dass ich diesen Stil in der deutschen Version auch vermitteln kann.

Auch nach über 40 Jahren erinnert sich Alice Preston noch lebhaft an die erste Begegnung mit Brooks Stevens, dem renommierten Industriedesigner. Den peinlichen Augenblick, in dem sie von ihrem zukünftigen Mentor für einen Burschen gehalten wird, vergisst eine Frau wohl ihrer Lebtag nicht mehr.

Begeben wir uns in das Jahr 1964. Die 18 Jahre alte A. Preston stellte an einem Kombi-Wagen die Ventile ein. Es handelte sich hierbei um den Eignungstest im Rahmen einer Stellenbewerbung bei einer Automobilwerkstatt, die u.a. auch B. Stevens zu ihren besten (grössten) Kunden zählte.

B. Stevens schritt durch die Werkstatt und sein Blick auf fiel A. Preston, deren Haupt mit Pferdeschwanzfrisur tief unter die Motorhaube gebeugt war. B. Stevens wandte sich an den Werkstattaufseher und empfahl ihm "Sagen sie diesem Burschen, er soll sein Haar schneiden lassen".

"Sie ist kein Bursche - und sie wird in Zukunft hier arbeiten!" lautete die knappe aber bestimmte Antwort.

Aus dieser peinlichen ersten Begegnung erwuchs jedoch eine langjährige Beziehung. B. Stevens begleitete A. Preston während ihrer Karriere vom Mechaniker zum Manager im Werk "West Allis", wo die von B. Stevens konstruierten Excalibur Automobile gefertigt wurden. Die Produktion dieser kostspieligen Sportwagen endete im Jahr 1986. Aber die Angängerschaft, die Excalibur zum Kultobjekt erhob blieb nach wie vor so stark, dass sich A. Preston 1999 entschloss, die "Camelot Classic Cars Inc." zu gründen, ein Unternehmen, das speziell auf Reparatur und Restaurierung von Excalibur Automobilen ausgerichtet ist.

Mittlerweile hat A. Preston auch wieder sämtliche, für die Herstellung eines neuen Excalibur erforderlichen, Giessformen, Vorrichtungen und Lehren zusammengetragen – sollte also jemand bereit sein, 200'000 $ für einen solchen Wagen auf den Tisch zu blättern – der Fertigung stünde nichts mehr im Wege. A. Preston sieht dies als Anerkennung B. Stevens an, der in seiner Laufbahn als erfolgreicher Industriedesigner u.a. das "Oscar Mayer Wienermobile", das Logo der Brauerei "Miller" sowie weitere Industrie-Ikonen geschaffen hat.

"Er war nie wie die anderen" weiss A. Preston über den 1995 verstorbenen B. Stevens, der 1995 zu berichten. "Er war nie chauvinistisch; er war skeptisch - ja, aber wenn er erst einmal davon überzeugt war, dass du deine Arbeit verstehst, dann respektierte er dich auch."

Camelot ist eine (im logistischen Sinn) schlanke Organisation. A. Preston führt einen grossen Teil der Restaurierungsarbeiten eigenhändig aus und zieht auch ehemalige Excalibur-Mitarbeiter hinzu. Nebst Reparatur und Ersatzteilbeschaffung für Excalibur, betätigt sie sich auch als Scout und sucht restaurierungsbedürftige Objekte für betuchte Besitzer.

Laut A. Preston betrug Camelots Jahreseinkommen über die vergangenen fünf Jahre betrachtet im Schnitt zwischen $ 150'000 und $ 200'000. Sie stellt fest, dass das Einkommen dieses Jahr (2004) merklich angestiegen ist und sieht den Grund dafür im gesteigerten Bekanntheitsgrad ihrer Firma  aufgrund der Mund-zu-Mund-Propaganda und der Internetseite "http://www.excaliburclassics.com".

B. Stevens war schon ein eingefleischter Liebhaber klassischer Fahrzeuge, als er im Jahr 1964 den Excalibur konstruierte und mit seinen Söhnen David und William eine Firma für die Produktion dieser Fahrzeuge gründete.

Laut A. Preston wurden von der ursprünglichen Firma knapp über 3200 Fahrzeuge gebaut. Die heutigen Preise für einen Excalibur, d.h. ein restaurierungsbedürftiges Objekt beginnen bei ca. $ 25'000, wobei sich die Restaurierungskosten erfahrungsgemäss im Schnitt auf rund $ 45'000 belaufen.

Mit seinem am Mercedes-Benz der 1920er Jahre orientierten Aufbau ist der Excalibur ein auffälliges Spielzeug. Sein Name stammt vom Schwert des legendären König Artus, dessen Heldentaten bis heute Stoff für viele Geschichten und Bücher lieferten und auch Thema des Musicals und des Films "Camelot" sind.

Der ausgezeichneten Ruf des in Manufaktur gefertigte Excalibur hinsichtlich seines hohen Qualitätsstandards macht ihn zum "Pendant des Amerikanischen Rolls-Royce", stellt der in Huntsville Alabama ansässige Automobilsammler Bob Nisbet (1).

B. Nisbet, ein Ingenieur, hat seinen 1981er Excalibur verkauft, als ihm ein russischer Käufer eine grosszügige Offerte unterbreitete. Er ist jetzt wieder auf der Suche nach einem anderen Excalibur.

"Personen, die ein solches Fahrzeug kaufen, müssen sich daran erfreuen können, dass sie etwas besitzen, das nicht jeder sein eigen nennen kann", meint B. Nisbet.

Die Geschichte von Excalibur und das Leben von A. Preston weisen viele Parallelen auf.

A. Preston (58), lernte das Instandsetzen von Automobilen von ihrem Vater, einem Mechaniker/Maschinenschlosser. 1964 arbeitete sie an einer Tankstelle in Milwaukee, als sie Ronnie Paetow traf, der in Mequon (2) eine Automobilwerkstätte betrieb, die u.a. auch die Fahrzeugsammlung von B. Stevens unterhielt.

A. Preston erinnert sich: "Er sagte: Falls du an vielen coolen Autos rumschrauben möchtest, dann komm zu meiner Werkstatt hinaus! Ich machte mich auf nach Mequon und fühlte mich dort wie im Himmel".

Excalibur Automobile Corp. startete ihre Aktivitäten im selben Jahr. Der klassische Stil von Excalibur zog die Aufmerksamkeit vieler Auto-Enthusiasten auf sich und die Gebrüder Stevens erhöhten die Produktion in ihrem Werk "West Allis" (3), wo A. Preston 1974 ihre Tätigkeit bei Excalibur aufnahm. Innert vier Jahren war A. Preston mit der Beaufsichtigung des gesamten Fabrikationsprozesses sowie der Forschung/Entwicklung betraut.

David Stevens, Brooks Sohn, damaliger Präsident von Excalibur Automobile meint: "A. Preston war ein sachkundiger Mechaniker sowie ein effektiver Manager".

1981 jedoch bewirkte die Rezession eine drastisch verringerte Nachfrage nach Excalibur-Fahrzeugen und im Rahmen der Neuorientierung wurde A. Preston entlassen. Kurz darauf ging Excalibur Automobile in den Konkurs, wurde von der Stevens-Familie veräussert und gelangte schliesslich zum endgültigen Aus.

A. Preston, die inzwischen eine Firma für Hausumbauten (!) betrieb, wurde 1987 von David Stevens angeheuert, um bei der Modifikation des "Wienermobiles" der Oscar Mayer Food Corp. (4) mitzuwirken. Ein Jahr später offerierte ihr Brooks Stevens eine Anstellung als Kurator seines auf dem Landsitz in Mequon ansässigen Automobilmuseums, welches über 80 klassische Fahrzeuge umfasste.

Nach dem Tod Brooks Stevens im Frühjahr 1995, veräusserste die Familie die Autosammlung und schloss das Museum (5) im Jahr 1999. Im gleichen Jahr startete A. Preston "Camelot Classic Cars Inc." Sie konzentrierte sich dabei auf Restaurierung und Unterhalt von Excalibur-Fahrzeugen.
Ihr Kundenstamm zählt mittlerweile über 500 Kunden, einschliesslich in Europa und Asien, die Ersatzteile oder von A. Preston restaurierte Fahrzeuge beziehen.

Die gesunde wirtschaftliche Lage der Unternehmens ermöglichte es A. Preston, das von ihr über fünf Jahre gemietete Gebäude mit einer Grundfläche von ca. 850 Quadratmetern käuflich zu erwerben. Der Kaufpreis von $205'000 wurde mittels Darlehen der "Milwaukee Economic Development Corp." und der "Try-City National Bank" finanziert.

Im vergangenen Jahr erwarb A. Preston von der Konkursverwaltung sämtliche Vermögenswerte der Excalibur Automobile, einschliesslich der Schutzmarke und des Firmenlogos.

A. Preston meint dazu: "Ich erwarb es, weil ich nicht wollte, dass es irgend jemand anders kauft, einen Haufen Schrot zusammenbaut und diesen dann auch noch Excalibur nennen darf".

Sie hat ebenfalls sämtliche Giessformen, Vorrichtungen und Lehren erworben und ist somit in der Lage das Fahrzeug von Grund auf neu zu fertigen. "Wäre toll, ein Comeback dieses Fahrzeuges erleben zu dürfen" meint A. Preston abschliessend.


  1. Bob Nisbet, eine wohlbekannte Persönlichkeit in der USA Classic Car Szene.
  2. Mequon, kleine Ortschaft ca. 18 km nördlich von Milwaukee, zählt zu "Greater MKEE".
  3. West Allis nicht etwa West Alice, ein westlicher Bezirk von Milwaukee, wo sich auch andere Industriebetriebe angesiedelt haben. 12 km nördlich befindet sich z.B. das Harley Davidson Werk.
  4. Wienermobil, Werbefahrzeug einer Würstchenfabrik in Form eines Hot Dogs.
  5. Der Übersetzer hatte noch kurz vor der Schliessung die Gelegenheit, das Museum auf Foto und Video festzuhalten.

Aus dem Milwaukee Journal Sentinel, Ausgabe 12. November 2004

Übersetzung mit schriftlicher Genehmigung meiner geschätzten Freundin Alice Preston sowie des Verfassers Tom Daykin.

Otto Strasser